FAQ
Gesundheit & Sport
Allgemein
Hypertonie
Bluthochdruck ist eine dankbare Indikation, da etwa 80% der von Hypertonie Betroffenen auf Ausdauertraining mit einer Senkung des Ruhe- und Belastungsblutdruckes reagieren. Dieser trainingsbedingte Effekt ist unabhängig von einer, ebenfalls blutdrucksenkenden, Gewichtsabnahme. Schon eine einzige Ausdauerbelastung von 30 Minuten Dauer senkt den Blutdruck bis zu 10 Stunden lang, wobei diese Wirkung in allen Altersgruppen festgestellt werden kann.
Training hat auch eine präventive Wirkung: Die Wahrscheinlichkeit, eine Hypertonie zu bekommen, ist bei regelmäßig trainierenden Menschen geringer.
Fettstoffwechselstörungen
Sowohl Triglyzeride als auch Cholesterin werden durch ein extensives aerobes Ausdauertraining gesenkt. Auch hier sind erhöhte Werte stärker betroffen als normale. Das HDL-Cholesterin bleibt konstant bzw. steigt leicht an, so dass der Quotient Cholesterin/HDL bzw. LDL/HDL fällt. Dieser Quotient hat für die Risikoprognose eine stärkere Bedeutung als das Cholesterin oder LDL-Cholesterin allein.
Diabetes mellitus II
Der Diabetes mellitus II ist eine Krankheit, die direkt vom Bewegungsmangel mit verursacht wird. Zum einen spielt der atrophisch bedingte Verlust an Muskelmasse eine wichtige Rolle, da ca. 90% der mit der Nahrung aufgenommenen Glukose von der Muskulatur aus dem Blut entfernt wird. Da dieser Verlust an Muskelmasse wegen Bewegungsmangels enorme Ausmaße annehmen kann, wird alleine dadurch diese Glukoseclearance beeinträchtigt.
Schon seit langem wird Ausdauertraining für die Therapie des DM II empfohlen. Relativ neu ist, dass auch das Muskelaufbautraining alleine mindestens ebenso gut wirkt wie Ausdauertraining. Sowohl Ausdauer- als auch Krafttraining sind daher für den DM II eine kausale Therapie, während einschlägige Medikamente und auch Insulin vor allem symptomatisch wirken. Auch in der Prävention des DM II, bei gefährdeten Personen, ist Bewegung erheblich wirksamer als eine medikamentöse Prävention.
Adipositas
Die „gewöhnliche“ Adipositas ist ebenso sehr eine Störung des Bewegungsverhaltens wie des Essverhaltens. Körperliche Bewegung ist aus der modernen Berufswelt („sitzende“ Berufe) weitgehend verschwunden, während auch in der Freizeit ein inaktiver Lebensstil gepflegt wird, hat sich – übrigens auch durch den Verlust an Muskelmasse – der Energieverbrauch dramatisch verringert. Dies führt bei vielen Menschen zu einer über viele Jahre positiven Energiebilanz, was, physiologisch betrachtet, die einzige Ursache für die Entwicklung einer Adipositas ist.
Arteriosklerose, koronare Herzkrankheit
Alle bisher genannten Indikationen, inklusive der verminderten Leistungsfähigkeit, sind auch erstrangige Risikofaktoren für die Arteriosklerose, insbesondere der koronaren Herzkrankheit mit ihrer akuten Manifestation des Herzinfarkts, aber auch der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit und des Schlaganfalls. Es ist daher klar, dass das Training die wirksamste und umfassendste Maßnahme in der Prävention und der Rehabilitation dieser Erkrankungen ist.
Chronische Lungenerkrankungen
Für die chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD) ist ein Training eine der Kernkomponenten der Rehabilitation (Spruit, Singh et al. 2013). Eine direkte präventive oder therapeutische Beeinflussung gibt es aber nicht. (Haber 2018, S. 294)
Neurologische Indikationen
Depression
Körperliches Training, sowohl Ausdauer- als auch Krafttraining, wirkt stimmungsaufhellend und antidepressiv. Dies spielt gerade bei Menschen mit chronischen Erkrankungen oder älteren Menschen eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Demenz
Regelmäßige körperliche Bewegung hat eine präventive Wirkung gegen den Abfall der kognitiven Gehirnfunktion und gegen die Entwicklung einer Demenz Auch bei schon bestehender kognitiver Beeinträchtigung, z. B. Einschränkung der Gedächtnisleistung, kann körperliches Training eine Verbesserung bewirken.
Morbus Parkinson
Regelmäßiges Training, in geringerem Ausmaß auch leichte Aktivität wie z. B. Spazierengehen, kann das Risiko einer Erkrankung an M. Parkinson um bis zu 40% verringern. Aber auch bei schon bestehender Erkrankung kann durch regelmäßiges, angepasstes Training Gehen, Gleichgewicht, Muskelkraft, Stimmung, Kognition und Lebensqualität verbessert, sowie auch anderen durch Bewegungsmangel geförderten Problemen vorgebeugt werden. Nachteilige Wirkungen auf den Verlauf wurden nicht beobachtet!
Multiple Sklerose
Ein wesentliches Verhaltensmerkmal von Menschen mit Multipler Sklerose (MS) ist, dass sie sich im Vergleich zu gesunden gleichaltrigen Menschen deutlich weniger körperlich bewegen. Dieser Trend wird durch das Uhthoff-Phänomen gefördert, das ist eine Verstärkung der neurologischen Symptome unter Belastung, was bei ca. 50% aller Patienten mit MS auftritt. Inzwischen ist klar, dass die Ursache der Anstieg der Körpertemperatur unter Belastung ist, die Symptome meist binnen 1/2 Stunde nach Ende der Belastung wieder verschwinden. Das Phänomen hat keinerlei Auswirkung auf den Verlauf der MS. Neben den neurologischen Symptomen treten bei Patienten mit MS aber auch häufiger andere Gesundheitsstörungen auf, die überwiegend durch den Bewegungsmangel mit verursacht werden, wie: chronische Müdigkeit, körperliche Schwäche, Adipositas, Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems oder Diabetes mellitus. Während die MS durch Medikamente behandelt wird, können die Folgen von Bewegungsmangel nur durch körperliches Training rückgängig gemacht werden. Gesichert ist, dass auch intensives körperliches Training keinen wie immer gearteten negativen Einfluss auf den Verlauf der MS hat. Die Wirkungen von Training auf das Immunsystem lassen sogar positive Einflüsse vermuten.
Rheumatischer Formenkreis
Rheumatoide Arthritis
Bei dieser Indikation scheint das Krafttraining wirksamer zu sein als Ausdauertraining oder nur Physiotherapie. Verlangsamung des Knochenabbaus, Verbesserung der Muskelkraft und der aeroben Leistungsfähigkeit werden berichtet, ohne nachteiligen Einfluss auf den Verlauf der Krankheit.
Rücken- und Schulterschmerzen/Fibromyalgie
Gut 90% der Schmerzen im Bereich von Nacken, Schultern und Rücken sind durch Verspannungen und Überforderung einer atrophischen Muskulatur verursacht. Die üblichen, traditionellen Maßnahmen, wie Massage, Medikamente oder auch lokale Infiltrationen, wirken nur symptomatisch und können die Schmerzen zwar lindern, beseitigen aber nicht die eigentliche Ursache, nämlich die Schwäche und Atrophie der Rückenmuskulatur. Deshalb kommen die Schmerzen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit wieder. Im Gegensatz dazu ist Krafttraining eine kausale Therapie gegen Schmerzen im Bereich des Rückens, da durch die morphologisch und funktionell positiv veränderte Muskulatur die Schmerzentstehung verringert wird.
Auch bei Fibromyalgie kann vor allem das Krafttraining eine Verbesserung des Befindens und eine deutliche Schmerzreduktion bewirken.
Osteoporose
Krafttraining ist eine sehr gute Prophylaxe des Sturzes, der einen Oberschenkelhalsbruch zur Folge haben kann.
Es ist aber auch hervorragend geeignet, den altersbedingten Abbau des Knochens zu verlangsamen und damit zur Prophylaxe und Therapie der Osteoporose beizutragen. Bei Frauen in der Menopause führt Krafttraining der Rückenmuskulatur zu einem erheblichen Rückgang der Wirbeleinbrüche und zu einem Zuwachs an Knochendichte. Ganz generell ist die Muskelmasse die Hauptdeterminante der Knochendichte. Entscheidend für diese Wirkung sind vor allem die bei richtigem Krafttraining auftretenden Zug- und Druckbelastungen des Knochens, die den entscheidenden Stimulus darstellen.
Körperliche Bewegung ohne derartige Belastungen des Knochens, z. B. Schwimmen und auch Alltagsbewegung, sind daher gegen Osteoporose erheblich weniger oder gar nicht wirksam.
Karzinome
Für einige Karzinomerkrankungen ist belegt, dass regelmäßiges, lebenslanges Training die Wahrscheinlichkeit des Auftretens verringert und ebenso die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Rezidivs nach erfolgter Erkrankung und Behandlung, wie z. B. bei Karzinomerkrankungen der Prostata, der Brust, des Dickdarms oder der Lunge.
Therapeutisches Training ist also präventiv/therapeutisch oder adjuvant, begleitend wirksam.
Auch für das therapeutische Ausdauertraining gilt dabei uneingeschränkt das Prinzip der Minimalintensität. Metaanalysen zeigen, dass eine Intensität von weniger als 4,0 MET (ca. 50%) wenig oder gar keine Wirkung zeitigt, am ehesten noch auf Fett- und Zuckerstoffwechsel, aber gar keine auf Hämodynamik und Leistungsfähigkeit.
Die Grundlagen der Wirksamkeit des Krafttrainings sind auch im therapeutischen Bereich die Methode des fortlaufend adaptierten Krafttrainings (FAKT) und das Prinzip der ermüdungsbedingt letzten Wiederholung. Bei hochgradiger Schwäche ist vor allem eine kreative Umsetzung dieser Prinzipien gefordert, keinesfalls der Verzicht auf die wirksame Methodik oder das Krafttraining überhaupt.